2. Juli 2016: Elie Wiesel ist gestorben
Der Sigheter Jude wurde als 15-Jähriger mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Er erlebte dort Unmenschlichkeit in seiner ausgeprägten Form. Seine achtjährige Schwester und seine Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Er war bei seinem Vater, als der nur wenige Wochen vor der Befreiung in Buchenwald starb. In seinem Buch “Die Nacht” beschreibt er das Erlebte. Und er schildert auch, wie es ihm, der er in othodox-jüdischer Tradition aufgewachsen war, seinen Glaube erschütterte.
Mich hat dieses Buch wie vielleicht kein anderes tief ergriffen und es hat mich als Theologe erschüttert und geprägt: Unser Reden von Gott und unser Weltverständnis kann nur dann wahrhaftig sein, wenn wir nichts beschönigen, wenn wir erkennen, was Menschen zu tun in der Lage sind — und vor allem, was Menschen erleiden mussten und müssen.
Durch die Schilderungen von Elie Wiesel habe ich begriffen, dass es kein Wiedergutwerden, dass es im Letzten keinen Trost gibt. Religiöse Vorstellungen müssen das vermitteln.
Wie können wir angesichts dessen überhaupt noch glauben?
»Ist Gott noch zu retten?«
Matthias Stiehler
Ist Gott noch zu retten?
Woran wir glauben können
Verlag tredition Hamburg 2016