Dr. Matthias Stiehler

Partnerschaft ist einfach

Das Glück in der Akzeptenz der eigenen Begrenzung finden 
(Auszug aus dem Buch »Partnerschaft ist einfach« von Matthias Stiehler)

Die Pro­ble­ma­tik vor der man steht, wenn man ein­mal wie­der das Gefühl hat, man habe einen bes­se­ren Part­ner ver­dient, ist dem­nach nicht der Part­ner, son­dern man selbst. Der Part­ner ist der Spie­gel der eige­nen Schwä­chen und Gren­zen. Und das ist der eigent­li­che Schmerz einer Part­ner­schaft: dass man in den Gren­zen des ande­ren die eige­nen Gren­zen erkennt. Der Ärger, der einen erfasst, weil der Part­ner sich mal wie­der nicht so ver­hält, wie es rich­tig erscheint, die­ser Ärger lenkt vor allem davon ab, dass man selbst nicht bes­ser ist. Umge­kehrt lässt sich sagen, dass dies der ein­zig wirk­li­che Grund ist, kei­ne Part­ner­schaft ein­zu­ge­hen. Denn in einer Part­ner­schaft wird man zwangs­läu­fig an genau die­sen Punkt geführt, der mit den eige­nen Gren­zen kon­fron­tiert und damit weh tun kann.
Nir­gends wird man so sehr an die eige­nen Begren­zun­gen geführt wie in einer Part­ner­schaft. Zwangs­läu­fig wird man mit all dem kon­fron­tiert, was man alles nicht kann, mit dem eige­nen Unver­mö­gen bis hin zur Erbärm­lich­keit. Um dem zu ent­ge­hen, gibt es zwei Wege: Den ande­ren für all das eige­ne Unglück ver­ant­wort­lich machen: ‘Wenn du dich end­lich ein­mal ändern wür­dest, wäre ich glück­lich.’ Die­sen Weg gehen übri­gens nicht nur die, die am Part­ner her­um­me­ckern und ihn per­ma­nent ändern wol­len. Ihn gehen auch die Resi­gna­ti­ven, die ihren Ärger her­un­ter­schlu­cken und nachts von der bes­se­ren Frau oder dem bes­se­ren Mann träu­men. Auch sie kom­men nicht bei der Erkennt­nis der eige­nen Begren­zung an.
Der zwei­te Weg, dem Schmerz der Part­ner­schaft zu ent­ge­hen, ist deren Ver­mei­dung. Es lässt sich dann schön dar­über schimp­fen, dass man nicht ‘den Rich­ti­gen’ fin­det, man wür­de doch so gern eine Part­ner­schaft füh­ren. Doch sol­ches Reden ver­deckt in aller Regel, dass die vie­len mög­li­chen ‘Rich­ti­gen’ nicht als sol­che erkannt oder akzep­tiert wer­den. Denn das wür­de die Akzep­tanz der eige­nen begrenz­ten Mög­lich­kei­ten bedeu­ten. Da bleibt man doch lie­ber allein, schimpft auf die Män­ner oder Frau­en her­um, ‘mit denen es gar nicht geht’, und fin­det, dass Part­ner­schaft heut­zu­ta­ge und über­haupt viel zu kom­pli­ziert sei.” (S.42f.)

Eine der wesent­li­chen Auf­ga­ben einer Part­ner­schaft ist, deren Begren­zung zu akzep­tie­ren. Das ist ein zwangs­läu­fig schmerz­haf­ter Pro­zess. Denn er bedeu­tet, sich mit den eige­nen Gren­zen aus­ein­an­der­zu­set­zen und sich von der Sehn­sucht voll­kom­me­ner Lie­be zu ver­ab­schie­den. Selbst in einer glück­li­chen Part­ner­schaft wird der Hun­ger nach Lie­be nie dau­er­haft gestillt. Daher lässt sich sogar sagen, dass erst die Akzep­tanz, dass der ande­re mich nicht glück­lich machen wird, Glück ermöglicht.

Das Buch »Part­ner­schaft ist ein­fach« setzt sich mit die­ser — für man­chen ernüch­tern­den — Wahr­heit aus­ein­an­der und beschreibt, wie sich dar­in eine gute Part­ner­schaft ent­wi­ckeln lässt. Das Buch »Ist Gott noch zu ret­ten?« zeigt, dass es sich dabei um eine Grund­tat­sa­che mensch­li­cher Exis­tenz han­delt (z.B. in dem Kapi­tel “Der drit­te Weg”)

Mat­thi­as Stieh­ler
Ist Gott noch zu ret­ten?
Wor­an wir glau­ben können

Ver­lag tre­di­ti­on Ham­burg 2016

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